Kadi Kaivo: Art as Intuition, Memory, and Flow

by Krista Woelk
Published Oct 29, 2025
Kadi Kaivo

EN:

Estonian-British artist Kadi Kaivo creates evocative, emotionally charged works that resist traditional categorization. Based in Berlin since 2017, Kaivo explores painting, drawing, photography, and mixed media, driven more by intuition and emotional presence than by formal structure or stylistic consistency. Her work is deeply personal, often channeling themes of womanhood, family, and the fragmented memories of her own lived experience.

Kaivo’s artistic process is rooted in spontaneity and internal exploration. She often begins with a blank mind, no sketches - no reference photos - and allows the image to evolve organically. “It’s not like, ‘I’m going to make this kind of character,’” she explains. “It evolves.” This intuitive approach is particularly evident in her figurative pieces, where distortions of the body and raw emotional textures take precedence over anatomical precision or technical detail. Capturing emotion and presence matters more than accuracy: “I’m interested in the emotion the viewer sees in it,” she says. “I don’t really care about fine details.”

Themes of femininity, motherhood, and memory recur frequently in Kaivo’s work. Many of her figures emerge as reflections of her life as a woman, mother, partner, and daughter. “I guess I paint what I know,” she remarks. Yet these images are not deliberate autobiographies; they are instinctual outpourings, shaped by subconscious feelings rather than calculated narratives. One self-portrait began, unexpectedly, during a hangover: “I wasn’t going to paint a self-portrait… but I looked at it and thought, ‘That looks like me.’” This unfiltered honesty is central to Kaivo’s aesthetic.

Materiality and process are also important. Kaivo paints across a range of surfaces—sometimes repurposing materials such as heavy-duty cardboard from Aldi palettes. “This is called my Aldi series,” she jokes. She often paints on canvases she stretches herself, not with a plan but in response to what the material offers. A large figurative work featuring ambiguous family members began simply as a blank canvas lingering in her studio. “Every time I walked in, I thought, ‘You’re still there,’” she recalls. Eventually, figures appeared, at first abstract, then oddly familiar: “It looks like my mum… or me… or maybe me and my brother.”

Self-Portrait in Red by Kadi Kaivo

Despite her interest in figuration, Kaivo also appreciates abstraction and conceptual play. She’s unafraid of experimentation, whether working in oil, ink, or sculpture. Her background includes academic drawing in childhood, university studies in literature and oil painting, and contemporary art education in England, where she explored video and performance. She also maintains a separate photographic practice focused on candid, everyday beauty—a world apart from her painting. “My painting and drawing are quite different from my photography,” she notes. “They are like two different worlds.”

Her influences, if any, are largely internal. Kaivo does not seek inspiration from books or media. Rather, she works from a wellspring of feeling and subconscious imagery. “It comes from within,” she emphasizes. This introspective mode occasionally veers into the uncanny or even the uncomfortable. One piece, a broken doll painted shortly after moving to Berlin, symbolized her own vulnerability: “When I came to Berlin, I felt like I had no hands, as though I couldn’t do anything… but I was still looking straight ahead.”

Pink Squat by Kadi Kaivo

Kaivo's practice is deeply process-driven. She often works while listening to podcasts, immersing herself in the physical flow of turpentine-thinned oil paint. She embraces chaos, layering and wiping down, chasing an emotional resonance rather than perfection. “It’s not like, ‘let’s meditate now and follow that line,’” she says. “It’s more about being in a flow.”

She is candid about her ongoing search for clarity, discipline, and artistic language. “To evolve and find the language, you need to work every day,” she says, acknowledging the tension between creative desire and daily constraints. Yet Kaivo is committed to growth. With new studio space opening up possibilities for sculpture and large-scale experimentation, she’s eager to keep exploring. “Sometimes you need to distance yourself from your background… and then maybe you’ll have more freedom and flow.”

At the heart of Kaivo’s art is honesty and a willingness to confront herself, her history, and her materials with raw vulnerability and creative openness. Her work does not seek to please or decorate; it seeks to feel. As she puts it, “I’m happy when the piece of art comes to life in itself.”

DE: 

Die estnisch-britische Künstlerin Kadi Kaivo erschafft eindringliche, emotional aufgeladene Werke, die sich konventioneller Einordnung entziehen. Seit 2017 lebt sie in Berlin und arbeitet in den Bereichen Malerei, Zeichnung, Fotografie und Mixed Media. Dabei lässt sie sich weniger von formalen Strukturen oder einem konsistenten Stil leiten als von Intuition und emotionaler Präsenz. Ihre Kunst ist zutiefst persönlich und greift häufig Themen wie Weiblichkeit, Familie und die fragmentierten Erinnerungen ihres gelebten Lebens auf.

Kaivos künstlerischer Prozess ist von Spontaneität und innerer Erkundung geprägt. Oft beginnt sie mit einem leeren Kopf – ohne Skizzen, ohne Referenzfotos – und lässt das Bild organisch entstehen. „Es ist nicht so, dass ich sage: ‚Ich werde jetzt diese Figur malen‘“, erklärt sie. „Es entwickelt sich.“ Dieser intuitive Ansatz zeigt sich besonders in ihren figurativen Arbeiten, in denen Verzerrungen des Körpers und rohe emotionale Texturen Vorrang vor anatomischer Präzision oder technischer Detailtreue haben. Das Einfangen von Emotion und Präsenz ist ihr wichtiger als Genauigkeit: „Mich interessiert, welche Emotion der Betrachter darin sieht“, sagt sie. „Feine Details sind mir nicht so wichtig.“

Weiblichkeit, Mutterschaft und Erinnerung sind wiederkehrende Motive in Kaivos Werk. Viele ihrer Figuren spiegeln ihr Leben als Frau, Mutter, Partnerin und Tochter wider. „Ich denke, ich male einfach das, was ich kenne“, bemerkt sie. Dennoch handelt es sich bei diesen Bildern nicht um bewusste Autobiografien – sie sind instinktive Ausflüsse, geformt durch unterbewusste Empfindungen statt durch kalkulierte Erzählungen. Ein Selbstporträt begann unerwartet während eines Katers: „Ich hatte nicht vor, ein Selbstporträt zu malen… aber ich sah es an und dachte: ‚Das sieht aus wie ich.‘“ Diese ungefilterte Ehrlichkeit ist zentral für Kaivos Ästhetik.

Auch Materialität und Arbeitsweise spielen eine wichtige Rolle. Kaivo malt auf verschiedenen Oberflächen – manchmal verwendet sie wiederverwertetes Material wie robuste Kartons von Aldi-Paletten. „Das ist meine Aldi-Serie“, scherzt sie. Sie arbeitet oft auf selbst aufgezogenen Leinwänden, nicht nach Plan, sondern im Dialog mit dem, was das Material ihr anbietet. Ein großes figuratives Werk mit mehrdeutigen Familienmitgliedern begann als blanke Leinwand, die lange in ihrem Atelier stand. „Jedes Mal, wenn ich hereinkam, dachte ich: ‚Du bist immer noch da‘“, erinnert sie sich. Schließlich tauchten Figuren auf – zunächst abstrakt, dann seltsam vertraut: „Das sieht aus wie meine Mutter… oder ich… oder vielleicht ich und mein Bruder.“

Trotz ihres Interesses an Figuration schätzt Kaivo auch Abstraktion und konzeptuelles Spiel. Sie scheut sich nicht vor Experimenten – ob mit Öl, Tusche oder Skulptur. Ihre Ausbildung umfasst klassisches Zeichnen in der Kindheit, ein Universitätsstudium in Literatur und Ölmalerei sowie eine zeitgenössische Kunstausbildung in England, wo sie mit Video und Performance arbeitete. Daneben betreibt sie eine eigenständige fotografische Praxis, die sich auf das ungestellte, alltägliche Schöne konzentriert – eine Welt, die weit entfernt ist von ihrer Malerei. „Meine Malerei und meine Zeichnungen sind ganz anders als meine Fotografie“, sagt sie. „Es sind wie zwei verschiedene Welten.“

Wenn sie überhaupt Einflüsse hat, dann sind diese vor allem innerlich. Kaivo sucht ihre Inspiration nicht in Büchern oder Medien, sondern schöpft aus einem inneren Reservoir von Gefühlen und unterbewussten Bildern. „Es kommt von innen“, betont sie. Dieser introspektive Zugang führt gelegentlich ins Unheimliche oder gar Unbehagliche. Ein Werk, eine zerbrochene Puppe, entstand kurz nach ihrem Umzug nach Berlin und symbolisierte ihre eigene Verletzlichkeit: „Als ich nach Berlin kam, fühlte ich mich, als hätte ich keine Hände – als könnte ich nichts tun… aber ich schaute trotzdem geradeaus.“

Kaivos Praxis ist stark prozessorientiert. Oft arbeitet sie, während sie Podcasts hört, und vertieft sich in den physischen Fluss des mit Terpentin verdünnten Öls. Sie umarmt das Chaos, übermalt und wischt weg, verfolgt nicht Perfektion, sondern emotionale Resonanz. „Es ist nicht so wie: ‚Jetzt meditieren wir und folgen dieser Linie‘“, sagt sie. „Es geht eher darum, im Flow zu sein.“

Sie spricht offen über ihre fortwährende Suche nach Klarheit, Disziplin und künstlerischer Sprache. „Um sich weiterzuentwickeln und eine Sprache zu finden, muss man jeden Tag arbeiten“, sagt sie und erkennt die Spannung zwischen kreativem Drang und alltäglichen Beschränkungen an. Doch Kaivo bleibt dem Wachstum verpflichtet. Mit einem neuen Atelier, das Möglichkeiten für Skulpturen und großformatige Experimente eröffnet, ist sie neugierig, weiter zu erkunden. „Manchmal muss man Abstand von seinem Hintergrund nehmen… und vielleicht gewinnt man dadurch mehr Freiheit und Flow.“

Im Zentrum von Kaivos Kunst steht Ehrlichkeit – die Bereitschaft, sich selbst, ihre Geschichte und ihre Materialien mit roher Verletzlichkeit und kreativer Offenheit zu konfrontieren. Ihre Werke wollen nicht gefallen oder schmücken – sie wollen fühlen. Wie sie es selbst ausdrückt: „Ich bin glücklich, wenn das Kunstwerk ein Eigenleben entwickelt.“

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